Freitag, 19. September 2014

Page 8-12 of 365 - Erste Arbeitswoche.

"Meine Motivation den heutigen Tag betreffend, ist nur noch zu toppen durch eine Leichenstarre." - Ja Freunde, ich glaube nicht mal in der Schulzeit habe ich mich so sehr auf Freitag gefreut, wie diese Woche. Meine erste Arbeitswoche. Und ich hatte auch gleich alle Extreme, die man haben kann: Da gab es einmal den

Chaostag, der witzigerweise gleich Montag war. Trotz ziemlich guter Planung seitens meiner Gastmutter, wollte einfach niiiiichts klappen (und nein, es lag nicht an mir!) und wir waren beide mehr als froh, als der Tag endlich vorbei war.
Witzige Anekdote: Erinnert ihr euch, wie ich sagte, dass ich immer zwischen 9 und 11:30 Uhr frei habe? Haha. Ungünstige Absprache + veränderte Schulzeit = totale Blamage. Ich ungeduscht, im Schlabber-Shirt (von meinem Bruder liebevoll "Tischdecke" genannt) mit zerrissener Jeans, im Halbschlaf die Kinder fertig gemacht, bereit nochmal für ein Stündchen ins Bett zu gehen, finde mich plötzlich im Auto meiner hostmum auf dem Weg zu Schule wieder. Warum? Sie wollte mich gerne in der Schule vorstellen, damit ich  mein Kind gegebenenfalls abholen darf und alle anderen Mütter kennen lernen kann. Yaaaaaaay! So kam es also zur Begegnung des Jahrhunderts. Vollassi Jessy meets 30 High Society Amerikanerinnen in fancy Dolce&Gabbana, Gucci und Armani Jogginganzügen mit Starbucksbecher in der einen und iPhone 23585 in der anderen Hand. In genau diesem Moment ist mein Körper wahrscheinlich in einen Schutzzustand übergegangen, um mich vor den folgenden peinlichen Minuten zu bewarhen, denn ich erinnere mich nur noch an ein paar üüüüüberfreundiche "Heeeey, it's soo nice to meet you. You look great!". Von jeglicher Berührungsangst befreit ging es für mich und meine vor sich hinschmunzelnde hostmum dann zur Bank, um mir einen Bankaccount zu eröffnen. Auch hier wäre etwas seriösere Kleidung angebracht gewesen, aber whatever. Ich war durch den Schul-Vorfall sowieso schon abgehärtet.

Dann gab es den Chill-Out- Dienstag. Nach der Schule playdate mit Freunden, für meinen Kleinen; meine Gastfamilie ab um vier ausgeflogen -> ich frei! Dank Erkältung jedoch einfach nur tot ins Bett gefallen.

Busy-Mittwoch folgte sogleich. Nach der Schule hatte ich plötzlich drei 2-jährige plus 2 Nannies zu Hause, die Essen, Trinken und Beschäftigung wollten. Klaaar, nichts leichter als das. Im megatempo, ohne das Haus abzufackeln, Mac'n'Cheese gemacht und apple juice serviert, Kinder und Nannies aufs Trampolin geschickt, den ganzen Kram wieder aufgeräumt, gespielt, aufgeräumt, gespielt, aufgeräumt, gespielt... you see where this is going. Um zwei wieder alle raus geworfen, mit meinem zweijährigen gespielt, bis sein Bruder nach Hause kam, wieder Essen gemacht, wieder gespielt. Gastmutter immer noch nicht aufgetaucht. Aus dem geschätzten 4:30 Uhr wurde letztendlich ein 6:15 Uhr, womit wirklich niemand gerechnet hat. Nachdem ich dann also an diesem Tag so viel Essen gemacht hatte, dass kein Geschirr mehr übrig war; mir mein Trommelfell mehrfach fast geplatzt wäre und ich ungefähr 3840 Runden 'Fishing Game' gespielt habe, kamen endlich meine hostparents und mein ältester Junge nach Hause und ich war glücklich off. Vom Modus "Super AuPair" wieder auf "Couch Potato" geswitcht und ab gings ins Bett (und definitiv nicht mehr zum Cluster Meeting).

Alles unter Kontrolle- Donnerstag war mein absoluter Lieblingstag! Endlich haben wir einen gut funktionierenden Rhythmus gefunden, ich weiß, was die Kinder wann essen wollen und wie viel davon. Ich konnte in meinen freien zwei Stunden endlich ein paar Autofahrten durch die Nachbarschaft machen und gemütlich frühstücken, ohne mit Erdbeerjoghurt beworfen zu werden und das Wetter war auch noch super. Zwei Playdates am Nachmittag für meinen Kleinen -> kein Stress für mich! :) Halb sieben kamen dann noch die Großeltern und ich konnte mich endlich um mich selbst kümmern.

Freitag, oder auch "Meine Motivation den heutigen Tag betreffend, ist nur noch zu toppen durch eine Leichenstarre." Müde, immer noch etwas krank und unmotiviert starte ich in den Tag und stelle fest, dass eine nationale Katastrophe ausgebrochen ist: Wir haben keine Sahne mehr!!! Nicht nur für mich und meinen (sonst ungenießbaren)  amerikanischen Kaffee katastrophal, sondern auch für die Frühstücks-Essgewohnheiten meiner Kids. Ich hoffe also, dass sich irgendwo noch eine magische Reserve befindet und beginne zu arbeiten. Cranky 2-jähriger, müder 5-jähriger, lauter 7-jähriger. Keine gute Kombination. Ich schaue auf den Plan und stelle fest: kein playdate für den Jüngsten! An dieser Stelle ging für mich jegliche Hoffnung auf ein gutes Ende des Tages verloren. Die rettende Idee kam dann allerdings von meiner hostmum, denn nach der Schule war super Park-Wetter. 2 Uhr- Meeting mit meiner LCC, danach skypen mit meinem Bruder, weil meine hostmum sowieso da war und alles unter Kontrolle hatte. Nach 40 Minuten betrete ich den Garten und frage mich, wie lange ich verschwunden war. Aus drei Jungs wurden plötzlich fünf, die wild durch den Garten rennend rumschrien. Ein letztes: "Get inside while you can! Save yourself!" (Geh wieder rein, solange du noch kannst! Rette dich!") von meiner Gastmutter, doch es war zu spät, sie hatten mich entdeckt. Drei Stunden später sitze ich nach einem 30 minütigen Weinkrampf meines 2-jährigen und einem Nachmittag voller schreiender Jungs ausgelaugt am Küchentisch und schaufle mir (zusammen mit meiner Gastmutter) gefühlte 3kg Fast-Food in den Mund. Wir sind durch mit dieser Woche.

Aber whatever. Ich habe meine erste Arbeitswoche überlebt, meine Gasteltern sind super zufrieden, meine kids lieben mich, ich habe weder das Haus abgefackelt, noch den Nachbarn überfahren und bin außerdem meine Erkältung fast wieder los. Ich würde sagen, es gibt schlechtere Anfänge ;)


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