Donnerstag, 25. September 2014

Page 18 of 365 - Am Ende mit meinen Nerven, Part 1/2.

Erinnert ihr euch noch daran, als wir uns über die "Supernanny", ihre Wuthöhle und stille Treppe lustig gemacht haben? Heute war ich des öftteren selbst an diesem Punkt angekommen. 
Kind 1 war wütend wegen allem und jedem, aber zum größten Teil weil es jetzt plötzlich Angst vor dem Hund hat (der im übrigen ein großer Teddybär ist, der vor allem Angst hat und sich bei lauten Geräuschen hinter dir versteckt) und ich irgendwann einfach die Nase voll hatte und ihn nicht mehr die ganze Zeit durchs Haus tragen wollte, sobald sich der Hund einen Millimeter nach links oder rechts bewegt oder god forbid geatmet hat!!! Bin dann selbst in die Wuthöhle (mein Zimmer) gegangen und hab ein paar Mal tief durchgeatmet. Kind 2 und 3 haben derweil ihren Kuscheltieren time-outs gegeben und sie auf die stille Treppe geschickt, während ich pädagogisch wertvolle Sätze à la "You have to be nice to your brother and show him how much you love him, cause you have to treat others the way you want to be treated." (Du musst nett zu deinem Bruder sein und ihm zeigen, wie sehr du ihn liebst, denn man sollte andere immer so behandeln, wie man selbst gerne behandelt werden möchte) im Supernanny-Style von Katja Saalfrank von mir gegeben habe. Währenddessen telefonierte ich mit meiner besorgten Gastmutter, navigierte die "Bug-people" (Schädlingsbekämpfer) durchs Haus und sorgte dafür, dass der Hund nicht alles frisst, was sich in unserem Haus befindet. Und das alles vor meinem ersten Kaffee. Aber von vorne.
Da sich meine Gastmutter immer noch in Philly befand, fuhren die Jungs und ich meinen Gastvater heute morgen zur train station. Von da aus ging es gleich wieder zurück nach Hause, gerade noch rechtzeitig um die bug people abzufangen, die sich im strömenden Regen gerade wieder auf den Heimweg machen wollten. Schlechten Moment ausgesucht, um meine Gastmutter anzurufen, also navigierte ich den bug Menschen, meine drei kids und den hungrigen Hund gleichzeitig durchs Haus und versuchte nebenbei das hysterisch schreiende, ängstliche Kind 1 zu beruhigen, während mir meine hostmum berichtete, wie fürchterlich Krankenhäuser sind. Um neun übernahm dann mein Großer das Regime und entertainte seine beiden Brüder mit einem recht rätselhaften Spiel, was jedoch eine ganze Stunde lang ging und mir etwas Zeit gab schnell einen Kaffee zu trinken (oder vielleicht auch drei) und ein Peanutbutter-Jelly Sandwich hinterzuwürgen (wovon die Hälfte allerdings an den Hund ging..). Das Spielzimmer sah katastrophal aus, Kind 1 hatte immer noch panische Angst vorm Hund, Spielzeug war im ganzen Haus verteilt, es saß schon wieder eine fremde Person an unserem Frühstückstisch und es war noch nicht einmal um zehn. Ja, ich wollte die Supernanny anrufen.
Um zehn kam meinem Ältesten dann die rettende Idee: Movie Time. Zum gefühlten 384550 Mal "Toy Story" reingeworfen, schnell Popcorn in der Mikrowelle warm gemacht und die Kinder waren bis zum lunch gebändigt. Das Kartenspiel danach war allerdings eine weniger gute Idee, weil ich im Ergebnis eine 10-minütige discussion darüber führen musste, warum es nicht ok ist bei Spielen zu betrügen und versuchte Kind 3 davon zu überzeugen, dass es absooooolut in Ordnung ist auch mal ein Spiel zu verlieren. Die Stimmung war am Höhepunkt. Kaffee Nummer 4 folgte, ebenso wie die Fütterung der Raubtiere. Zwischen 1 und 2 schafften sie es tatsächlich sich selbst zu unterhalten und Kind 1 hatte plötzlich wieder vergessen, dass es Angst vor unserem Hund hat. Die Welt war in Ordnung. Dreiviertel drei wurde Kind 3 zum playdate abgeholt, ich spielte die 90. Runde "Tree Game" mit meinem Kleinsten, während das andere Kind pädagogisch strittig Selbstgespräche beim Wii-Spielen führte. Ich brauchte dringend wieder Kontakt zu Erwachsenen. Aber zum Glück war die fremde Frau vom Frühstückstisch ja noch irgendwo im Haus. Ich trank Kaffee Nummer 5 und sah mir den Zwischenstand an: Spielzimmer verwüstet, Essensreste all over the place, schwarze Couch hatte die Farbe von Popcorn angenommen, wir hatten mal wieder kein Geschirr mehr übrig, Kind 1 sitzt in einer Ecke und traut sich nicht am Hund vorbeizugehen, Spielzeug ist auf sämtlichen Treppen des Hauses verteilt, ich sitze mit einer fremden Frau (deren Namen ich bis jetzt nicht kenne) in der Küche und führe smalltalk übers Wetter, Supernanny ist immer noch nicht aufgetaucht. Ich zähle die Sekunden bis meine Gastmutter eeeendlich wieder zu Hause sein wird.
Die nächsten zwei Stunden verlaufen schleppend, aber friedlich und ich entertaine meine kids und mich mit dem Gedanken, dass ihre mommy bald wieder zu Hause sein wird. 4:45 Uhr. Ich höre die Garagentür, ich höre eine Autotür, ich schicke ein großes Dankeschön gen Himmel und falle erleichtert in die Kissen zurück. Endstand: Alle Kinder (including Hund) hatten sowohl breakfast, als auch lunch und snacks, sämtliche im Haus verteilte Spielzeuge hatten ihr Zuhause wieder gefunden, man konnte im Spielzimmer wieder fußen, ohne über Super Mario, Puzzleteile oder einen Riesen-Truck zu stolpern, Geschirrspüler lief, Essensreste wurden erfolgreich von allen Möbelstücken entfernt, meine kids waren zufrieden und das alles, bevor meine hostmum wieder zu Hause war. Ja, ihr könnt mich Katja Saalfrank nennen. 

Nach 1000 Kalorien, in Form von Pizza und Nudelauflauf (natürlich takeout), finde ich mich mit meiner Gastmutter auf der Couch zur neuen Folge von "Madam Secretary" ein und bin einfach nur erleichtert, dass der Tag vorbei ist. Nur noch einer davon und die Woche ist endllich vorbei!!! 
Ich dachte nie, dass ich so etwas mal sagen würde, aber: ich HASSE schulfrei!


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