Montag, 6. April 2015

Page 204-2010 of 365 - Warum bin ich nochmal AuPair?

Montag

Tag 1 der grausamsten Woche meines AuPair-Daseins war angebrochen, auch genannt "Spring Break". Ja, während andere AuPairs in der karibischen Sonne lagen und ihre Cocktails genossen, lag ich ca 11-12 Stunden pro Tag auf dem Boden unseres playrooms und habe pädagogisch fragwürdige Spiele mit bereits angenagten Figuren und meinem 8-jährigen gespielt, der (wie sich herausstellte) nicht mal fünf Minuten allein zurecht kommt, ohne dass man ihn unterhalten muss. Aber von vorne...
Montag war noch relativ ok, da mein Gastvater sich frei genommen hatte, um morgens mit meinem Ältesten zum Arzt fahren zu können. Das Ganze hat dann zum Glück ein paar Stunden gedauert, weshalb ich größtenteils mit meinem 5-jährigen alleine war, bis dann mittags mein Kleinster wieder nach Hause kam und ich für alle lunch gemacht habe. So gesehen war meine Anwesenheit eigentlich auch ziemlich überflüssig an diesem Tag, aber einfach frei geben wäre ja zu einfach. Gegen eins hat mein Gastvater mich mit den Worten "run away" abgelöst und in den verfrühten Feierabend geschickt, was mir ziemlich gelegen kam, weil ich schon kurz vorm Nervenzusammenbruch stand. :D Habe dann den Rest des Tages im Bett verbracht und endlich wieder angefangen "Scandal" zu gucken, was mich natürlich sofort wieder süchtig gemacht hat und dazu führte, dass ich den ganzen Nachmittag durch geguckt habe. Abends war ich dann vom Rumliegen auch zu müde, um noch irgendwas zu machen :D

Dienstag

Musste ich morgens dann endlich mal aus dem Haus kommen, weshalb ich spontan meine zwei Jungs geschnappt habe und für eine Stunde in den Park geflüchtet bin. Dort hab ich mich dann auch gleich viel besser gefühlt, weil es einfach mega schönes Wetter war, ich mich in Ruhe auf eine Bank setzen konnte und sich die kids sogar mal erfolgreich selbst beschäftigt haben :D




Anschließend sind wir dann gleich zur Schule meines Kleinen gefahren, haben den mit nach Hause genommen und erstmal lunch gegessen. Der restliche Tag bestand dann daraus, Windeln zu wechseln, arguments zu schlichten, Heulattacken zu ignorieren und zu versuchen die Kids nicht mit ihren angenagten Lieblings-Spielfiguren zu erschlagen. Später am Nachmittag hab ich dann alle nochmal in den Garten geschickt, um sich auszupowern, weil mein Geduldsfaden wieder ziemlich nah am reißen war und luckily kam dann auch Nachbarin Gwenn vorbei, auf die ich schon sehnsüchtig gewartet hatte und nahm mir die kids bis zum dinner ab.



Mittwoch

War ich gar nicht mal soo excited, dass die Halbzeit der Horrorwoche angebrochen war, da ich schon mit Kopfschmerzen, schlechter Laune und relativ großer Unlust aufwachte. Nachdem ich den, nie enden wollenden Vormittag durch 3 Millionen Runden "Hide and Seek", "Family" und "Guys" (das Spiel mit den seltsamen, angenagten Spielfiguren) gerade so überstanden hatte, kam auch mein Kleinster nach Hause und ich habe nach dem Lunch alle drei kids zum Spielen in den Park geschleppt, wo wir uns kurz noch mit Babysitterin Jenni und ihrem Schützling getroffen haben. Die war allerdings auch schon mehr als bedient und hat nach zwanzig Minuten beschlossen, wieder nach Hause zu fahren und den Kleinen ins Bett zu stecken.., Wenn das mit meinem nur so einfach wäre. Kurz nachdem Jenni gegangen war, mussten auch plötzlich 2 meiner 3 Kinder auf Toilette, weshalb ich alle wieder eingepackt und mich auf dem Weg nach Hause gemacht habe. Dort wurden dann ungefähr hundert Brettspiele ausgepackt, was mal eine angenehme Abwechslung war, da ich tatsächlich *surprise* Spaß hatte!!! Man mag es kaum glauben, aber mit Monopoly kann man auch das am schlechtesten gelaunte AuPair glücklich machen! Das ganze haben wir dann durchgezogen, bis es Zeit fürs dinner war und ich mich endlich (einigermaßen) entspannt ins Bett legen konnte. Ich bin relativ überzeugt davon, dass dies der längste Tag meiner letzten 7 Monate war :D



Donnerstag

War ein kleiner Lichtblick, obwohl meine Laune so weit gesunken war, dass mich einfach alles angekotzt hat, was die Kinder gemacht haben. Der Morgen ging überraschenderweise relativ schnell vorbei, weil wir um elf schon wieder los mussten, um meinen Kleinen von der Schule abzuholen und anschließend zum Zahnarzt weiterzufahren. Das ganze hat dann zum Glück auch bis um eins gedauert, und das ohne größere Dramen, Heulattacken oder Streits - ich war fast schon gut gelaunt!
So sieht es übrigens bei amerikanischen Zahnärzten aus:






Lunch machen, Geschirrspüler ein-und ausräumen, sowie Küchenchaos beseitigen habe ich dann auch so lange hingezogen, bis um drei Babysitterin Jenni vorbei kam und unsere kids uns zwei Stunden lang in Ruhe ließen. Während sich also alle im Trampolin über den Haufen gerannt und von den Schaukeln geschubst haben, saßen wir entspannt mit unseren drinks in der Sonne und haben uns über die Woche ausgekotzt. Ja, meine Stimmung stieg tatsächlich für ein paar Minuten an.

Freitag

Letzter Tag Springbreak!!!! Dachte ich zumindest.. Da es nämlich an der Schule meiner älteren Jungs eine Lehrer-Eltern-Konferenz geben wird, haben überflüssigerweise alle kids am Montag nochmal frei. Ist das nicht toll? :) Ich liebe das amerikanische Schulsystem! Nachdem ich diesen Schreck überwunden hatte und mir bewusst wurde, dass ich sowieso nichts daran ändern kann, beschloss ich mit besserer Laune und mehr Enthusiasmus an die ganze Sache heranzugehen. Den Großteil des Morgens gelang mir das sogar und ich überstand die ersten drei Stunden hervorragend, bis dann auch (wiedermal) Jenni und Kind vorbei kamen um mit uns zu spielen. Da wir beide einfach nur wollten, dass die Kids beschäftigt sind und uns aus den Augen bleiben, ist sie auch bis um eins geblieben und wir haben allen noch lunch gemacht und sie durch den Garten gejagt. Der Rest des Tages ging dann mit Monopoly und ein paar anderen Spielen auch relativ schnell rum und Punkt 3 Uhr stand meine Gastmutter vor der Tür. Heute waren wir nämlich anlässlich des Karfreitags bei einer befreundeten Familie ihrer Eltern zum Passover (Pesah) Dinner eingeladen, was traditionell jüdisch ist. Die nachfolgenden drei Stunden haben wir also versucht das Haus wieder einigermaßen ansehnlich herzurichten, zu duschen, sowohl die Kinder, als auch uns fertig zu machen und meinen Gastvater vom Zug abzuholen. Ein paar Klamottenkrisen später haben wir dann beschlossen einfach unsere Sachen zu tauschen, also habe ich dann ihren Kleiderschrank und sie meinen durchwühlt, was in der Theorie zwar eine ganz gute Idee war, in der Praxis allerdings hieß, dass mein Gastvater so gut wie keinen Zugang zu irgendeinen Raum des Hauses hatte und ihm am Ende eine Zeitspanne von 10 Minuten zum duschen, anziehen und fertig machen gab. Etwa 15 Minuten zu spät, machten wir uns dann auf dem Weg zum Anwesen der befreundeten Familie.

Ja, Anwesen. Nachdem man nämlich ein goldenes Tor passiert, fährt man noch ungefähr 500 Meter durch ein kleines Waldgebiet zum schlossartigen Haus,vor dem ungefähr 3 Ferraris, 2 Porsche und 4 Mercedes geparkt standen. An der Tür wurden wir dann von drei Bediensteten empfangen, einer zum Jacke abnehmen, einer zum Tasche abnehmen und ein dritter, der uns je ein Glas Champagner in die Hand drückte. Die folgende halbe Stunde war rückblickend ziemlich awkward, da ich außer meiner Gastfamilie keinen der Anwesenden kannte und absolut nicht wusste, mit wem ich mich unterhalten sollte, aber nachdem ich dann herausfand, dass mein Gastvater sich nach 20 Jahren Dinner in dieser Familie immer noch genauso fehl am Platz fühlte, wie ich, beschloss ich, das Ganze nicht so eng zu sehen und einfach irgendwie durch den Abend zu kommen :D
Halb sieben wurde dann die erste Zeremonie mit Lesen aus dem Gebetsbuch und verschiedenen anderen Ritualen eröffnet, was der Großteil aller Anwesenden ziemlich ernst nahm... außer unser Tisch :D Mein Gastvater hatte genauso wenig Ahnung von dem was wir machen, wie ich, meine Gastmutter hat sich neben mir mit dem, fürs Ritual gedachten, Wein betrunken, während eins meiner Kinder seinen Opa mit Essen beworfen hat und die Mutter meiner Gastmutter voller Hingabe und Überzeugung die falsche Stelle des Buches vorlas. Währenddessen hat der Bruder meiner Gastmutter am anderen Ende des Tisches shamelessly mit seinem 23 Jahre jüngeren Date geflirtet und durch eine unglückliche Kettenreaktion fast den ganzen Tisch in Flammen gesetzt. - Hab ich schon erwähnt, dass ich meine Gastfamlilie liebe? :D Dieses mehr oder weniger förmliche Ritual hat dann ungefähr eine Stunde gedauert, bis das richtige Dinner bevorstand: Suppe mit Teigkloß (vielleicht weiß irgendjemand, der sich auskennt, was ich meine :D ), gefillte Fisch, Turkey, Chicken oder Steak mit Bohnen, roter Beete, sweet potatoes und ungefähr zehntausend anderen Sachen, die sorgfältig vom hauseigenen Küchenteam zubereitet wurden :D Nachdem das ganze dann um neun beendet wurde und der zweite Teil der Zeremonie anstand, hab ich die Kinder geschnappt und bin mit ihnen nach Hause gefahren, weil sie einfach wirklich noch zu jung für sowas sind und es way past bedtime war. Nach ein paar Heulattacken sind sie dann auch innerhalb von Minuten eingeschlafen und ich hab nur noch auf die Rückkehr meiner Gasteltern gewartet, bis ich mich auch in mein Bett verkrochen habe... Horrorwoche überstanden!!!

Ja, viel vom Outfit sieht man jetzt nicht, oder? :D 

Für alle, die (wie ich) nicht wissen/wussten, was passover ist, hier leicht verständlich für Kinder erklärt :D :





Und so sah unser Tisch aus... ist es nicht schön? :) ♥



Samstag

Beschloss ich, einen Tag nur für mich zu machen. Angefangen hat es damit, dass ich bis um zehn ausgeschlafen, was für meine Verhältnisse hier echt schon ein accomplishment ist! :D Habe dann anschließend noch ein bisschen im Bett gelegen und Musik gehört, bin duschen gegangen, hab mir einen Kaffee gemacht und bin gegen eins dann schließlich nach White Plains zu Target gefahren, um ein bisschen was einzukaufen, weil es da einfach viiiel billiger ist, als bei CVS und in so ziemlich jedem anderen Laden. Da ich dort nie einkaufen gehen kann, ohne Sachen mitzunehmen, die ich eigentlich nicht brauche, habe ich auch dieses Mal etwas unnötigere Sportklamotten eingekauft, was ich allerdings damit rechtfertigen konnte, dass ich bei schönen Wetter bestimmt öfter mal joggen gehen werde... *Räusper*.



Egal. Nach einem kurzen Bummel durch Barnes&Nobles und Nordstrom Rack hab ich noch kurz bei Starbucks gehalten und bin dann nach Rye an den Strand gefahren, wo ich mich für eine Weile auf einer Bank saß, die Wellen beobachtet und das Alleinsein genossen habe.  Wie schön Stille doch sein kann! ♥




Als es dann zu kalt wurde, hab ich mir noch schnell einen Froyo geholt (ja ich weiß, das macht absolut keinen Sinn :D ) und bin schließlich wieder nach Hause gefahren, wo ich meine Gastmutter im kompletten Klamotten-Chaos vorfand und beschloss ein gutes AuPair zu sein und ihr noch ein bisschen zu helfen :D



Gegen sechs hab ich mich dann in mein Zimmer verzogen, einen Großputz durchgeführt,  meine ganzen Dokumente und Papiere endlich mal geordnet und noch ein bisschen bei facebook gestalkt, bevor sich dann gegen zwölf Hundi zu mir gesellte und ich schlafen konnte.


Sonntag

Happy Easter!
Da meine jüdische Gastfamilie ja wie gesagt nur die Feiertage einhält, bei denen es gutes Essen und guten Wein gibt, haben wir selbstverständlich auch Ostern gefeiert :D Ich habe den ersten Teil des Tages erstmal chillend im Bett verbracht, bis ich halb drei eine Nachricht  meiner Gastmutter mit dem Inhalt "U still alive down there?" (Lebst du noch, da unten) erhielt und beschloss, mich doch mal zu zeigen. Eine halbe Stunde später waren wir dann auch schon bei den Großeltern, wo die kids sofort mit ihrem Easter Egg Hunt anfingen, der wetterbedingt leider im Haus stattfinden musste. Da die Oma ungefähr 300 Eier im ganzen Haus versteckt hatte, verloren meine Gastmutter und ich relativ schnell das Interesse an der ganzen Sache und haben es uns schließlich mit einer Flasche Wein und unseren Handys in einem der zehn Betten des Hauses gemütlich gemacht und für eine Weile gequatscht. Um fünf gab es dann dinner (mein Gastvater hat gegrillt), wo wir uns selbstverständlich wieder gnadenlos überfressen haben, und gegen  halb sieben waren wir dann wieder auf dem Heimweg. Ich nuss sagen, auch wenn ich Ostern am anderen Ende der Welt verbracht habe, stimmten die Feier in meiner Familie und die Feier in meiner Gastfamilie, in den wichtigsten drei Punkten überein: Essen, Trinken, Ostereier! :D




Nach der anstrengenden Ostereiersuche natürlich komplett erschöpft :D 


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