Freitag, 25. Dezember 2015

Page 92-93 of 274 - ROADTRIP PART 2// MEMPHIS

Dienstag

Heute ging es fuer mich weiter nach Memphis, weshalb es mal wieder nichts mit dem Ausschlafen geworden ist und ich mich schon um sieben auf den Weg zur Greyhound Bus Station machen musste. Eigentlich war mein Plan mit dem Streetcar zu fahren, aber (gluecklicherweise) begegnete ich vor dem Hostel meiner Zimmermitbewohnerin Naddy, die gerade mit einem mehr oder weniger geklauten Fahrrad von einer Party zurueck geradelt kam, weil die Street Cars ausgefallen sind. Hab mir dann also sicherheitshalber ein Taxi rufen lassen und war dementsprechend auch ueber eine Stunde zu frueh dort. Die verbleibende Zeit hab ich mir dann damit vertrieben rumzusitzen und all die seltsamen Menschen zu beobachten, die man normalerweise so an Greyhound Stations findet. Erst begegnete ich der "Taco Frau", die mit Fellmuetze, Winterstiefeln und bauchfreien Top (Dinge, die man einfach nicht sehen will) jeden (und ich meine JEDEN) in der Wartehalle gefragt hat, wo man hier gute Tacos kaufen kann, waehrend ihr Loverboy mit Bierflasche und Camo-Rucksack hinterher gedackelt ist. Ich liebe Clichees. Dann gab es da noch die typischen mexikanischen (nein, ich werde nicht rassistisch, ich schildere nur Beobachtungen) Familien mit 20 Kindern, die meine Toleranzgrenze fuer laute Geraeusche 7 Uhr morgens relativ schnell gesprengt haben; und mein ganz persoenlicher favorite - ein ca 50-jaehriger Mann (der einzige Weisse weit und breit, abgesehen von mir), der mit drei Koffern, zwei Reisetaschen und einer Laptop Tasche unterwegs gewesen ist und permanent versucht hat Gespraeche mit mir anzufangen, nachdem er feststellte, dass wir auf denselben Bus warten. Halb neun ging es dann endlich los und ich verbrachte die naechsten 1 1/2 Stunden in einem komplett abgefuckten Bus mit seltsamen Menschen, ohne Steckdosen, neben einer schnarchenden Mexikanerin, die mehrfach kurz davor war, ihren Kopf auf meine Schulter zu legen. Ich hasse Menschen.



Irgendwann bin ich dann mitten im Nirgendwo in einen anderen Bus umgestiegen, was ein major upgrade war, weil ich dort nicht nur Wifi und Steckdosen hatte, sondern auch die restlichen 8 Stunden meiner Busfahrt alleine sitzen konnte. Yaaay. Der einzige Nachteil war, dass der bereits erwaehnte gespraechsbeduerftige Herr immer noch eine Reihe vor mir sass und ein neues Opfer gefunden hatte, was bedeutete, dass ich (und alle anderen Passagiere) mir den Rest des Tages zwangslaeufig seine Jobprobleme und Familiengeschichten anhoeren durfte. Strike.
Trotzdessen, dass die Zeit absolut nicht verging, hatte ich zwei ziemliche Highlights waehrend meiner Busfahrt. Highlight Nummer 1: Ein Stop an einer Tankstelle/Autowerkstatt/Convenient Store auf einer langen Landstrasse mitten im Nirgendwo, als es schon langsam dunkel wurde. Das Horrorfilm-Ambiente wurde nur noch unterstrichen von ein paar ausgebrannten Autos am Strassenrand, einer seeehr leicht bekleideten (und hoechstwahrscheinlich betrunkenen) Dame direkt daneben und einer Gangster Gang, die vor dem Eingang gerade dabei waren einen Drogendeal abzuschliessen. Needless to say,dass ich mich nicht von meinem Platz wegbewegt habe.
Highligh Nummer 2 folgte circa zwei Stunden vor Ankunft in Memphis, als mir ein netter Bagpacker, mit dem ich kurz ins Gespraech gekommen war, mitteilte, dass ich mir sofort eine neue Unterkunft suchen sollte, weil das Hostel was ich gebucht habe, in einer mega unsicheren Gegend ist (Memphis ist momentan die 3. gefaehrlichste Stadt der USA) und er vor zwei Jahren dort ausgeraubt wurde. Na wenn das die Stimmung nicht hebt. Ergo: Ich habe die restlichen zwei Stunden der Busfahrt damit verbracht, panisch nach Hostels und Hotels zu googeln, in der Hoffnung, dass ein kleines Wunder passieren wuerde. Und tadaaa..ich hatte mal wieder Glueck und habe den Deal des Jahrhunderts gelandet. Aus welchem Grund auf immer, fand ich naemlich ein freies Zimmer in einem 5Sterne Hotel im Zentrum von Memphis, was statt 385$ pro Nacht nur 80$ gekostet hat. Auch wenn die 160$ nicht im Budget eingerechnet waren, hab ich sofort zugeschlagen und konnte mit ruhigem Gewissen den Rest der Busfahrt "geniessen".


Mein Ausblick fuer 10!! Stunden:



Als ich um sieben endlich in Memphis ankam, bin ich dann auch nicht das Risiko oeffentliche Verkehrsmittel eingegangen, sondern hab mir direkt ein Uber bestellt, was definitiv die richtige Entscheidung war, weil Fahrer Ahmed nicht nur mega nett war, sondern auch Tourguide gespielt hat und extra (kostenlos) ein paar Umwege gefahren ist, um mir mehr von der Stadt zu zeigen. Am Hotel wurde ich dann von fancy Koffertraegern und einem uebermotivieren Rezeptionisten empfangen und hab mich nach ein paar Mal verlaufen auch endlich zu meinem meeeeega geilen Hotel Zimmer gefunden- 9. Etage, super Ausblick ueber Memphis, Kingsize bed, Flachbild TV und ultra fancy Bad. Ich bin offiziell im 7. Himmel angekommen.






Mittwoch

Nachdem ich tatsaechlich mal eine Nacht lang in kompletter Ruhe ohne Hostelgeraeusche schlafen konnte, bin ich gegen neun hochmotiviert aufgestanden, hab mich fertig gemacht, ein paar Mal im Hotel verlaufen und bin schliesslich mit dem Hotel Shuttle zur Beale Street gefahren, fuer die Memphis ja bekannt ist.





Ich fand das ganze dann aber ehrlich gesagt gar nicht mal soo spektakulaer und hab mich nach einer halben Stunde dann auf den Weg zu Graceland gemacht. Lustige Anekdote dazu: Ich war gerade dabei mir ein Uber zu bestellen, als ein Auto neben mir haelt und der Fahrer mich fragt, ob ich ein Uber brauche. Ohne zu zoegern oder ueberhaupt darueber nachzudenken, steige ich natuerlich ein, was besonders schlau ist, wenn man alleine in einer fremden und noch dazu gefaehrlichen Stadt unterwegs ist. Mein Fahrer sah aus, wie aus einem Klischee Gangsterfilm entsprungen - schwarz, ca 300kg , Goldketten- und sein Auto wuerde ich auch eher als begrenzt verkehrstuechtig beschreiben. Das einzig vertrauenswuerdige war die Preisliste von verschiedenen Haltestellen,die er mir in die Hand gedrueckt hat, aber auch die sah etwas improvisiert aus. Noch immer hab ich mir nichts weiter dabei gedacht, bzw beschlossen zu ignorieren, wie dumm diese Entscheidung war, in der Hoffnung, dass ich doch irgendwann heil an meinem Ziel ankommen wuerde. Mike war dann auch tatsaechlich ziemlich nett und hat das Gespraech am laufen gehalten und da ich mich nicht in Memphis auskenne, ist mir erst nach ca 10 Minuten aufgefallen, dass wir in die falsche Richtung fahren. Etwa zeitgleich fragt er mich, ob ich einen boyfriend aus New York mitgebracht habe und ob ich Lust darauf haette, dass er mir abends midtown zeigt, woraufhin ich innerlich in eine leichte Panik verfiel und mich praktisch mit dem Gedanken abfand, dass ich gerade entfuehrt werde. Nach ein paar qualvollen Minuten voller peinlicher Stille, in der ich mich ausfuehrlich mit der Frage beschaeftigte, wann der beste Zeitpunkt waere aus einem fahrenden Auto auf den Highway zu springen, fiel ihm auf, dass er sich verfahren hatte, woraufhin er sich entschuldigte, den naechsten exit nahm und mich nur wenig spaeter bei Graceland absetzte. Unangenehmerweise verspuerte er noch das Beduerfnis auszusteigen, mir die Tuer aufzumachen und seine Handynummer zu geben (falls ich wieder einen ride back home brauche), bevor ich mich endlich erleichtert aus dem Staub machen konnte. Und die Moral aus der Geschicht? Traue fremden Autos nicht.
Anschliessend bin ich dann circa drei Stunden lang durch Graceland gelaufen und habe mir angeschaut, wie Elvis so gelebt hat, bevor ich mich (dieses Mal wirklich mit einem Uber) wieder auf den Weg zum Hotel gemacht hab. Der Fahrer war auch weniger angsteinfloessend, dafuer aber trotzdem ziemlich seltsam, was ich feststellte, als er mir sein angegessenes Sandwich vor die Nase hielt und fragte, ob ich einen Bissen nehmen will. Nachdem ich dankend abgelehnt hatte, fragte er mich,ob ich ein Bier haben will und hoerte dann den Rest der Fahrt nicht mehr auf darueber zu reden, dass Deutschland ja beruehmt fuer sein gutes Bier ist. Hab dann irgendwann abgeschaltet und aus dem Fenster geschaut, bis ich endlich wieder am Hotel angekommen war. Dort hab ich auch den Rest des Nachmittages einfach nur in meinem mega coolen Bett verbracht, Fernsehen geguckt und Room Service bestellt (man goennt sich ja sonst nichts).





















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